Industrie 4.0 ist sowas von 2016

Was Digitalisierung und Industrie 4.0 für Südwestfalen bedeuten.
Es ist hinlänglich bekannt, dass Industrie 4.0, die Digitalisierung oder Automatisierung nicht mehr aufzuhalten sind und wir sind uns einig, dass jeder Unternehmer, der das ignoriert, grob fahrlässig handelt. Vom kleinen Handwerksbetrieb – digitale Kommunikation, Zeiterfassung via Smartphone, Verkauf von Produkten im Bereich Haus-Automation – bis hin zum schon konzernartigen Mittelstand mit komplett automatisierten Produktionsschritten: Alle folgen bewusst oder unbewusst dieser Entwicklung.

Diesen Artikel habe ich für camalot media im Auftrag des Unternehmerverlags Südwestfalen formuliert – er erschien in der Sommer-Ausgabe 2017 dort zuerst und auch auf der Website von camalot media.

Der Wecker klingelt – ich fühle mich ausgeschlafen, obwohl ich spät im Bett war. Ich bin zu spät dran, natürlich habe ich einen Termin verpasst. Mein Smartphone wusste aber, dass ich von meinen normalen Schlafgewohnheiten abweiche. Es wusste auch, dass ich wieder in der Bar nebenan war und hat dort anhand der Getränkerechnung mein Schlafverhalten vorhergesehen. Deswegen hat es in Abstimmung mit dem Smartphone meines Termin-Partners einen alternativen Termin vereinbart. Eine Kombination ohnehin vorhandener Sensoren und einer Anwendung wie x.ai macht es möglich. Komfortable Alltagshelfer wie Amazons Alexa oder der Bereich Hausautomation brechen sich überall Bahn. Heizung, Rauchmelder, Kühlschrank, Licht: Alles kann miteinander kommunizieren. Für Unternehmen bedeutet das in erster Linie, dass ihre Kunden auch im privaten Leben Digitalisierung und moderne Kommunikationsmittel gewohnt sind: Die Wettbewerber heutiger Kommunikation finden sich also nicht auf Fachtagungen und Branchenmessen, sondern auf YouTube, im Kino oder dem Smartphone.

Nun das Pendant im geschäftlichen Bereich: Über die Website eines Industrieunternehmens wird eine Anfrage getätigt. Es handelt sich dabei um ein Normteil: Der Kunde weiß, was er möchte. Die Bestellung wird automatisch in das SAP-System geleitet und generiert dort – abhängig vom vorhandenen und angefragtem Material – ein Angebot inklusive Lieferzeit. Nachdem das Angebot via E-Mail an den Kunden zugestellt wird, kann dieser es sich nochmal in seinem persönlichen Portal ansehen, modifizieren oder freigeben. Eine Freigabe hat einen Bestelleingang zur Folge, der fast automatisch in die Produktion gegeben wird. Noch entscheiden hier Menschen, ob die Kombination aus Anfrage, Kunde und aktueller Lage wirklich einen Auftrag darstellt. In der Produktion wird festgestellt, dass ein bestimmtes Material fehlt. Dieses wird bei einem bevorzugten Lieferanten aufgrund des aktuellen Preis-Leistungs-Verhältnisses vollautomatisch geordert, geliefert und in das Hochregal-Lager verbracht. Die Produkte werden noch von der entsprechenden Maschine zum Versand gebracht, wo der Post-Ausgangsscan eine E-Mail an den Kunden zur Folge hat: Sein Produkt findet sich mit den ohnehin schon bekannten Tracking-Informationen ausgestattet auf dem Weg zu ihm. Achtung: Das ist keine Science-Fiction, sondern so schon in vielen Unternehmen, zumindest in Einzelteilen, implementiert.

Industrie 4.0 & Digitalisierung – schon wieder?

Es ist hinlänglich bekannt, dass Industrie 4.0, die Digitalisierung oder Automatisierung nicht mehr aufzuhalten sind und wir sind uns einig, dass jeder Unternehmer, der das ignoriert, grob fahrlässig handelt. Vom kleinen Handwerksbetrieb – digitale Kommunikation, Zeiterfassung via Smartphone, Verkauf von Produkten im Bereich Haus-Automation – bis hin zum schon konzernartigen Mittelstand mit komplett automatisierten Produktionsschritten: Alle folgen bewusst oder unbewusst dieser Entwicklung.

Ansätze im eigenen Unternehmen zu erkennen und aktiv weiterzuentwickeln, ist also aus zwei Gründen unabdingbar. Zum einen werden alle Kunden in ihrem Privatleben digital. Ein Smartphone hat mittlerweile fast jeder. In der nachwachsenden Generation sind Instagram- und Facebook-Accounts völlig selbstverständlich. Die Einstiegsrecherche der kommenden Einkäufer-Generation wird über das Internet und zumeist mobil stattfinden. Zum anderen beinhaltet die Digitalisierung ein großes Risiko in Bezug auf die eigenen Mitarbeiter und das gesellschaftliche Miteinander. Das Partnerland der diesjährigen CeBIT 2017, Japan, hat sich dieser Herausforderung mit einem eigenen Regierungsprogramm bereits angenommen: Society 5.0. Es bedient die Erkenntnis, dass der digitale Wandel ähnliche Folgen auf die Gesellschaft entwickeln wird wie die industrielle Revolution.

Machen, nicht reden!

In die ewige Litanei der Warner einzustimmen, bringt nichts. Vielmehr ist die Digitalisierung etwas, das in jedem Unternehmen aktiv angegangen werden muss:

  1. Einkauf und Produktion: Algorithmen helfen heute dabei, Einkaufsentscheidungen von Rohstoffen und anderen Materialien zu treffen. Auch in der Produktion gibt es massive Unterstützung durch Roboter und Optimierung des Rohstoffverbrauchs.
  2. Unternehmensentwicklung und Personal: Dass sich Unternehmen durch die Digitalisierung verändern und so Angst entsteht, ist Fakt. Dieser Angst zu begegnen und Mitarbeiter aktiv in den Digitalisierungsprozess einzubinden ist daher Pflicht.
  3. Marketing und Vertrieb: Hier liegen die größten Potentiale und gleichzeitig die größten Schwachpunkte der meisten Unternehmen, insbesondere im B2B-Sektor. Die verschenkten Potentiale digitalen Vertriebs und Marketings einerseits sowie die völlig unbedachte Umgangsweise mit den Nutzungsgewohnheiten der Anwender auf der anderen Seite sorgen für Enttäuschung bei Unternehmen und deren Kunden.

You cannot bore people into buying your product – David Ogilvy

Den besten Ansatzpunkt bilden Marketing und Vertrieb. Dort sind die Potenziale am größten: Trotz innovativer Produkte, die bereits digital funktionieren, sind Software-as-a-Service-Portale, vertrieblich orientierte Direktanfragen oder die Mitarbeiter-Akquise im Internet nicht vorhanden. Trotz einer hohen technischen Begeisterungsfähigkeit verkommen Offline-Kommunikationskanäle zu einem Roll-Ups-Messestand. Was also tun, um hier erfolgreich zu werden?

  1. Hinterfragen Sie Ihre digitale Strategie! Haben Sie so etwas überhaupt? Welchen Zweck erfüllt Ihre Website gerade? Welchen Zweck könnte Sie erfüllen? Ist sie funktional und schlank für die Informationen? Oder liefert sie echten Mehrwert und absatzfördernde Services, alles natürlich responsive? Haben Sie sich mit digitalen Vertriebskanälen außerhalb Ihrer Website auseinandergesetzt?
  2. Hinterfragen Sie Ihre Offline-Werbemittel! Machen Sie Visitenkarten, Briefpapier und haben sonst ein paar tolle Tassen, Kugelschreiber und Roll-Ups? Das bringt nichts! Nutzer wollen etwas erleben, sich begeistern lassen, Inhalte selbst erforschen und sich nur mit den Inhalten auseinandersetzen, die sie wirklich interessieren!
  3. Messen Sie Ihre Ergebnisse und handeln Sie danach! Digitale Kommunikation hat einen unschlagbaren Vorteil: Jeder Klick, jede Verweildauer, jede Handlung ist mess- und nachvollziehbar. Sie sagt etwas über die Nutzer und die Anwendung Ihrer Internetseite aus.

Der Einstieg über diesen Bereich ist im Vergleich mit der Vollautomatisierung der Produktion außerdem deutlich schneller und preiswerter zu haben. Eine moderne und vertriebsorientierte Website mit Digital-Strategie kann in drei Monaten entstehen, auch ein automatisiertes Auftragswesen kann bei vorhandenen Schnittstellen in unter einem Jahr implementiert sein. Die Kommunikation bildet den perfekten Einstieg in die eigene digitale Revolution.

Bildquelle für Titelbild: Christopher Gower auf Unsplash

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David Lucas, Jahrgang 1991, liebt Podcasts, Kochen und gutes Essen. Er interessiert sich für Politik, Digitalisierung und Technologie. In seiner Freizeit verbringt er viel Zeit mit seiner Familie  und dem Hund.

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